Dermatologen warnen Vorsicht beim Handwerkszeug: Nickelallergie "made in Germany"?!

Erlangenhaut+job

Nickel führt seit Jahren die Hitliste der häufigsten Ursachen von Kontaktallergien an. Ob Schmuck, Brille oder Werkzeug - in vielen Gegenständen, mit denen wir täglich in Hautkontakt kommen, kann das Metall enthalten sein. Für Handwerker und Heimwerker kann Nickel zum Problem werden.

Schraubenschlüssel, Schrauben und weitere Metallwerkzeuge
Man sieht es dem Werkzeug nicht an, ob bei der Herstellung Nickel verarbeitet wurde oder nicht. Eine Deklarationspüflicht würde hier für mehr Sicherheit sorgen. Fotolia/maho

Laut der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) darf die Nickelfreisetzung von Gegenständen, die direkt und länger mit der Haut Kontakt haben, eine Höchstgrenze von 0,5 μg pro Quadratzentimeter pro Woche nicht überschreiten. Bei Piercings liegt die Grenze bei maximal 0,2 μg. Leider können sich Verbraucher jedoch nicht darauf verlassen, dass diese Vorschriften auch umfassend eingehalten werden, beklagt Prof. Vera Mahler, Expertin für berufliche bedingte Hauterkrankungen von der Universitätshautklinik in Erlangen.

Zwar werden in den Bestimmungen ausdrücklich Schmuck, Uhren, Knöpfe, Spangen, Nieten, Reißverschlüsse an der Kleidung und metallene Piercingteile aufgeführt, nicht aber Spielzeug und Werkzeug. „Auf diese müsste die Verordnung ebenfalls angewendet werden“, fordert die Hautärztin. Für metallenes Kinderspielzeug wurde zwischenzeitlich eine ergänzende Regelung getroffen.

Auch für Werkzeuge, mit denen die Hände vor allem im beruflichen Alltag oft lange in Kontakt sind, müssten Höchstgrenzen für den Nickelgehalt gelten, um Sensibilisierungen vorzubeugen. In Deutschland wird die REACH-Verordnung jedoch auf Werkzeuge nicht angewendet, kritisiert Prof. Mahler.

Ihre eigenen Untersuchungen von 600 Werkzeugen haben gezeigt, dass ein Drittel Nickel freisetzte. Bei Werkzeugen „Made in Germany“ war dies besonders häufig  der Fall, während Waren aus anderen europäischen Ländern kein Nickel freisetzten. Werkzeuge werden als Ursache oder Triggerfaktor bei berufsbedingten Handekzemen deutlich unterschätzt, so die Dermatologin. Auch Schlüssel können für Berufsgruppen ein Problem darstellen, die damit häufig hantieren.

Nicht nur für beruflich bedingte Handekzeme gilt: Wichtig ist stets, die Ursache eines Kontaktekzems dingfest zu machen, betont Professor Mahler. Nur wenn die Auslöser gemieden werden, kann eine Behandlung erfolgreich sein und das Ekzem abheilen.  Bei Rötungen, Hautausschlag und Juckreiz an Hautstellen, die viel Kontakt mit Metall haben, sollte stets auch an eine Nickel-Allergie gedacht werden. Eine allergologische Abklärung sei auch deshalb wichtig, weil eine Nickel-Allergie auch bei der medizinischen Versorgung beispielsweise mit einer Gelenkprothese berücksichtigt werden muss.

Wer gegen Nickel sensibilisiert ist, sollte beruflich wie privat direkten Hautkontakt mit Nickel-haltigen Gegenständen meiden. Um sicherzugehen, dass Metallgegenstände keine schädlichen Nickelmengen freisetzen, können Allergiker einen einfachen Dimethylglyoxim-Test aus der Apotheke einsetzen. Dabei wird mit einem Teststäbchen an dem getesteten Gegenstand gerieben, das sich verfärbt, wenn es mit Nickel in Kontakt kommt.
Ebenso wie Handwerker sollten auch Heimwerker, die an einer Nickel-Allergie leiden, Werkzeuge möglichst nicht mit bloßen Händen verwenden. Nickel-haltige Schlüssel können mit einem speziellen Schutzlack überzogen werden. Der im Alltag in der Regel nur kurze Kontakt mit Geldmünzen stellt dagegen meist kein Problem dar, so die Erlanger Medizinerin.

A. Bauer-Delto, HautINFORM September 2016 15.09.2016